Essen in England/Unser Trip nach Worthing (UK)

Die letzte Woche haben wir in Süd-England, genauer in Worthing, verbracht. Bereits vor der Reise hatten wir uns mit der örtlichen Küche beschäftigt und uns viel vorgenommen. Aber wie das so ist, kommt man im Urlaub ja zu nichts.

Man ist zum einen natürlich mit anderen Dingen beschäftigt, hat in der Fremde aber auch nicht die Auswahl an Gewürzen und weiß nicht immer, wo man was am besten einkauft. Gut gegessen haben wir natürlich trotzdem, aber da alles ein wenig improvisiert war, gibt es das jetzt alles hier in einer Art Reisebericht.

Das Essen in Großbritannien gilt ja allgemein als nicht so toll. Offenbar beruht diese Verallgemeinerung darauf, dass es dort wohl lange Zeit üblich war, Gemüse bis zur Unkenntlichkeit zu verkochen. Darüber waren sich sowohl Heinrich Heine, als auch Hercule Poirot einig. Aber würden wir so viele Bücher von Jamie Oliver oder Nigella Lawson kaufen, wenn das Essen hier wirklich so schlecht wäre?

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Was fällt uns als erstes zu den Essensgewohnheiten in England ein? In Deutschland ist es das Butterbrot, in Dänemark (und bei den Muppets) das Smørrebrød. Die Franzosen haben ihr Baguette und die Engländer haben natürlich ihr Sandwich.

Offenbar wurde das nach John Montagu, 4. Earl of Sandwich, einem britischen Staatsmann und angeblich leidenschaftlichen Kartenspieler, benannt. Man sagt, dass er während eines stundenlangen Kartenspiels keine Zeit zum Essen fand. Er habe sich daraufhin das Fleisch in zwei Brotscheiben legen lassen, um weiterspielen zu können, ohne die Finger (und damit die Karten) zu beschmutzen. Warscheinlich ist diese Tradition aber schon viel älter. In Form von Teigfladen, in welchen das Essen eingerollt wird, gibt es das auf der ganzen Welt. Auch der Hamburger ist ja nur eine Variante hiervon. 

In Worthing (wo wir waren) hat Oscar Wilde weite Teile von „The Importance of Being Earnest“ geschrieben und auch den Hauptdarsteller nach dieser schönen Stadt benannt. Das Stück haben wir im Schauspielhaus Bochum unter dem Namen „Bunbury“ gesehen. Es wurde aber auch mehrfach (u.a.mit Colin Firth) verfilmt. Worthings Freund Algernon isst hierin alle Gurken-Sandwiches (Cucumber Sandwich) auf und lässt den Diener nachher behaupten, er habe keine Gurken bekommen.

Was hat ihn zu dieser wenig noblen Tat getrieben? Diese leckeren Sandwiches:

Zutaten:

  • 2 Scheiben Sandwich
  • dünn geschnittene Gurkenscheiben
  • Salz
  • Butter

Gurkenscheiben für eine Sandwich in scheiben schneiden und salzen. Dann abtropfen lassen. Nach einer halben Stunde wird das Salz und das überschüssige Wasser mit Küchenpapier abgetupft.

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Die Brotscheiben werden gebuttert und mit den Gurkenscheiben belegt. Vom Salz bleibt genug geschmack übrig, so dass keines mehr hinzugefügt werden muss. Etwas Pfeffer schadet aber nicht.

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Nun die zweite Scheibe Brot darüber legen, die Rinde abschneiden (ganz wichtig) und diagonal teilen (auch ganz wichtig).

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Sehr lecker, aber nur eine von vielen Arten ein Sandwich zu belegen.

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Im Zusammenhang mit Sandwiches ist mir auch Marmite aufgefallen. Ein Hefe-Extrakt, welches die Geister scheidet. Man liebt es oder man hasst es. Ich liebe es, muss mich aber wohl mit niemanden in der Familie darum streiten. Ein Sandwich nur mit Butter und Marmite ist einfach der Hammer.

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Cucumber Sandwich (4 von 5)

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Was kommt nach den Sandwiches? Na klar: Fish and Chips!

Unser erster Versuch, die selber zu machen, basierte auf Fertigprodukten. Fischstäbchen, Backofen-Pommes und Backofen-Potato-Wedges.

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Gegen die Fischstäbchen kann man eigentlich nicht viel sagen. Wir alle wissen, wie die schmecken. Das gleiche gilt für die Chips auch. Die Backofen-Pommes waren nicht der Hammer, aber genießbar. Die Potato-Wedges schmeckten überhaupt nicht. Die müsste man auf jeden Fall selber machen. Naja, den Rest wohl auch.

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Aber grundsätzlich war das schon sehr lecker. Da kommt unsere Currywurst mit Pommes nicht mit. Ganz wichtig ist hier jedoch das Ganze mit Malt-Vinegar (also Malz-Essig) zu beträufeln. Davon haben wir mal ein Fläschchen mehr eingepackt. Sehr zu empfehlen.

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Später haben wir Fish and Chips noch mal als „take away“ gekauft.

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Der Fisch war sehr gut, die Chips waren einen Moment zu lange in der Friteuse. Dazu gab es noch „Mushy Peas“. Ich glaube, das muss wirklich mal komplett von Hand gemacht werden.

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Als nächstes habe ich eine kleine Nachspeise, welche vielleicht nicht so englandspeziell ist. Lecker war sie trotzdem:

Zutaten:

  • Eine Hand Erdbeeren
  • Eine Hand Blaubeeren
  • 200g englische „double cream“
  • etwas Minze
  • 1 EL englische Orangenmarmelade

Die Erdbeeren v0m Blattansatz befreien und klein schneiden.

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Ich habe nicht rausgefunden, ob es „double cream“ auch hier gibt. Es ist auf jeden Fall keine „Creme Double“. Mascarpone, mit Sahne oder Joghurt  etwas verflüssigt, würde dem wohl sehr nahe kommen. Wer hier mehr weiß, soll sich bitte melden.

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Mehr als: „Alles vermischen!“ gibt es nicht zu sagen.

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Ich habe ein paar Blaubeeren zerdrückt, in der Hoffnung , dass der Saft die Creme einfärbt. Dabei habe ich gelernt, dass Blaubeeren von innen gar nicht blau sind. So wie bei roten Trauben ist der Farbstoff nur in der Schale. Hat dem Geschmack aber nicht geschadet.

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Haben wir ein kulinarisches Klischee vergessen? Ach ja, hat nicht bereits Asterix bei den Briten Wildschwein mit Minzsauce gegessen? Wildschwein haben wir nicht gefunden, aber zu den Lammkoteletts, welche wir auf dem Markt in Worthing bekommen haben, passte sowas auch.

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Hier schmeißen die auf dem Markt auch mal schnell den Grill an.

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Als Gewürz für das Lamm zitiere ich mal Jamie Oliver:

  • 1 TL Koriander
  • 1/2 TL Kreuzkümmel
  • 1 Prise Kurkuma
  • 2 Chlies
  • 2 Knoblauchzehen (in feinen Scheiben)
  • Salz und Pfeffer
  • Olivenöl

Mangels Verfügbarkeit haben wir Knoblauch, Rosmarin und einen Ritt durch alles, was da war, genommen. Hauptsächlich wohl Kräuter der Provance.

Alles mit den Lammmkottelets vermischen und eine Stunde ziehen lassen.

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Die Minz-Sauce:

  • 1/2 Salatgurke
  • 1 Hand Minze
  • 100g Joghurt
  • Saft von 1/2 Zitrone

Die Gurke reiben und die Flüssigkeit ausdrücken.

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Minze fein hacken. Alles mit dem Joghurt und dem Zitronensaft vermischen und ziehen lassen.

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Das Gemüse:

Für die Beilage haben wir das an Gemüse genommen, was sich so in den letzten Tagen im Kühlschrank angesammelt hat.

Genaue Mengenangaben gibt es nicht, da wir einfach freestyle gekocht haben.

Zunächst werden  Auberginenwürfel angebraten und auf Küchenpapier abgetropft.

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Dann werden Zwiebeln, Knoblauch und eine Chilischote angebraten und mit Paprikapulver bestreut.

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Der englische Koch muss auch die passende Kleidung haben.

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Zum Schluss kommen noch Zucchinischeiben und Tomatenmark dazu. Alles mit Wasser ablöschen, gebratene Auberginen wieder zugeben, noch etwas köcheln lassen und mit Salz und Pfeffer abschmecken.

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Die Lammkoteletts grillen. Wie schön, wenn zum Cottage eine 57er Weber-Kugel gehört.

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Wer sich für die englische Küche interessiert,sollte sich auch mal das Full Breakfast angucken.

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